Detaillierte Beitrags-Information

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Beitragstitel Therapierefraktäre Trigeminusneuralgie: Versorgungslage an einem tertiären Kopfschmerzzentrum
Beitragscode P25
Autor:innen
  1. Rachel-Maria Zwergal Universitätsspital, LMU München Präsentierende:r
  2. Philipp Lüke LMU Klinikum München
  3. Shahnaz Christina Azad LMU Klinikum München
  4. Ruth Ruscheweyh LMU Klinikum München
  5. Andreas Straube LMU Klinikum München
Präsentationsform Poster
Themengebiete
  • Abstract
Abstract-Text Hintergrund: Die Trigeminusneuralgie ist ein sehr belastendes Kopfschmerzsyndrom, das in der Mehrzahl der Fälle auf eine medikamentöse Behandlung respondiert. Dennoch gibt es therapierefraktäre Fälle, die aufgrund einer insuffizienten Schmerzkontrolle stationär behandelt werden müssen.
Methoden: In dieser retrospektiven Studie wurden 76 Patienten (35 w, mittleres Alter 67 Jahre) erfasst, die am LMU Klinikum München im Zeitraum von 2018-2013 wegen einer Exazerbation ihrer Trigeminusneuralgie auf eine neurologische (n=46) oder neurochirurgische (n=30) Station aufgenommen wurden. Erhoben wurden neben demographischen Parametern, vor allem Daten zum Behandlungsverlauf: 1) Vormedikation, Nebenwirkungen, frühere stationäre Aufnahmen/interventionelle Therapieversuche, 2) medikamentöse oder operative Akutintervention, Medikationsumstellungen auf Station, Erfolg der Behandlung, 3) Zeitintervall bis zum Schmerzrezidiv.
Resultate: Die Hälfte der Patienten hatten bereits ≥1 stationäre Aufnahme wegen der Trigeminusneuralgie hinter sich, wobei bei 40% bereits eine operative Intervention (v.a. eine Thermokoagulation) durchgeführt wurde. 83,9% waren mit mehr als 2 Medikamenten frustran vorbehandelt (am häufigsten mit Carbamazepin, Oxcarbazepin, Pregabalin, Gabapentin, Phenytoin, Opiaten). Neuere Substanzen wie Lacosamid spielten kaum eine Rolle. Die häufigste Komedikation waren Antihypertensiva und Antidepressiva. Bei Aufnahme waren 38,2% der Patienten mit ≥3 antineuralgiformen Präparaten behandelt. Nebenwirkungen wie Schwindel/Gangstörung (93,2%), Hyponatriämie (40,7%), Leberwerterhöhungen (42,4%) und Tagesmüdigkeit (20,3%) waren sehr häufig. Die neurologisch geführte Behandlung umfasste in der Regel eine Umstellung der Medikation nach i.v. Akutintervention, neurochirurgisch wurde zumeist eine Thermokoagulation durchgeführt. Nach einer passageren Besserung erlitten 90% aller Patienten innerhalb von 2 Jahren unabhängig von der Art der Behandlung ein erneutes Schmerzrezidiv.
Schlussfolgerungen: Die therapierefraktäre Trigeminusneuralgie ist eine Herausforderung für Behandelnde und Patienten. Neurochirurgische Eingriffe und konservative Therapieregime führen gleichermaßen meist nur zu einer passageren Symptomkontrolle. Aufgrund des ungünstigen Wirkungs-/Nebenwirkungsverhältnisses der konventionellen Medikation, sollten neuere, besser verträgliche Medikamente wie Lacosamid oder die topische Therapie mit Botulinumtoxin früher im Behandlungsverlauf erwogen werden.